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VIHUMA

Ein Apfel? Ein Apfel!



Herbstzeit ist Apfelzeit. Und so hängen sie wieder prächtig in den Zweigen. Jeder Apfel ein rotbackiges Versprechen.


Dieses Versprechen ist so alt wie der Mensch. Für diese Erkenntnis können wir natürlich bis Adam und Eva zurückgehen. Es reicht allerdings, das Rad der Zeit um rund 2000 Jahre zurückzudrehen. Auch da steht an einem sonnigen Herbsttag ein Junge im Garten seines Vaters. In der Ferne das blaue Meer, darüber der blaue Himmel. Und im Himmel hängen saftige Äpfel, ich stelle sie mir leuchtend rot vor. Der kleine Junge, sein Name ist übrigens Augustinus, braucht nur die Hände auszustrecken. Und dann reinzubeissen. Nur: Weit mehr als die Äpfel in Griffnähe interessieren ihn die Früchte im Nachbarsgarten. Auch wenn sie an einem sehr alten, sehr schwachen Bäumchen wachsen, scheinen sie weit süsser zu sein als die eigenen. Das trennende Mäuerchen und die Tatsache, dass es verboten ist, in diesen Garten zu gehen, garantieren geradezu ein unvergleichliches, noch nie erlebtes Geschmackserlebnis. Dieser Meinung sind auch die Freunde von Augustinus. Gereizt vom verbotenen Genuss haben auch sie kein Auge für die prangenden Äpfel im eigenen Garten. Und so dauert es nicht lange: Mit klopfendem Herzen steigt man in den Garten ein, pflückt hastig einige Äpfel und macht sich davon, froh, nicht erwischt worden zu sein. Hinter der nächsten Ecke dann endlich: Reingebissen. Die Enttäuschung ist sofort da: Fade schmecken sie, die ledrigen Früchte. Lassen einen säuerlichen Geschmack im Mund zurück. Leise schleichen sich die Knaben nach Hause, werfen auf dem Weg die restlichen Äpfel achtlos weg.


Jahre später macht Augustinus aus diesem Ereignis ein Bild für menschliches Verhalten im Allgemeinen. Und er fragt sich: Warum versprechen wir uns immer wieder von einer Sache ein spezielles, aussergewöhnliches Erlebnis? Und warum jagen wir dann diesem Versprechen nach, vergessen dabei das Glück, das direkt vor unserer Nase baumelt? Und schliesslich: Warum machen wir diesen Fehler immer wieder? Denn jeder hat doch schon erlebt, wie schnell das vermeintliche Glücksgefühl weg ist, kaum hat man das Ersehnte erreicht.


Die Kurzfassung von Augustinus’ Antwort ist verblüffend einfach: Im Alltagslärm hören wir mehr auf fremde Stimmen als auf die eigene. Wir vergessen, in uns selber reinzuhören und in uns selber zu bleiben. Und so uns selber zu sein.


In diesem Sinne: Einen Apfel nehmen, herzhaft reinbeissen, zurücklehnen und sich beim Kauen darüber freuen, welche Fülle und welcher Reichtum in uns und um uns ist. Wir müssen nur zugreifen!

Übrigens steht eine Schale mit Äpfeln für Dich bereit an unserem Lichtabend vom

  • Mittwoch, 3. Oktober 2018 ab 19 Uhr.

Wegen der beschränkten Platzmöglichkeit bitte wie immer anmelden über die Homepage oder per Mail vihuma@bluewin.ch

Die Lichtabend-Daten findest Du als PDF auf unserer Homepage. Am Samstag, 17. November 2018 bieten wir einen ganzen Lichtnachmittag an.

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